Frau Stadtverordnetenvorsteherin
Sandra Henneberg
Bahnhofstraße 14
35469 Allendorf (Lumda) 07.08.2020
Prüfantrag Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h
Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin,
die Faktion von BÜNDNISS 90 DIE GRÜNNEN beantragen, die Prüfung eines neuen Verkehrs Konzept in der Treiser und Londorfer Straße.
Die Stadtverordnetenversammlung beschließt, die Verwaltung zu beauftragen aus Gründen der Verkehrssicherheit für die Ortsdurchfahrt Allendorf (Lumda) Londorfer und Treiser
Straße eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h bei der zuständigen Verkehrsbehörde umgehend zu beantragen bzw. in die Wege zu leiten.
Die Verwaltung wird weiterhin beauftragt ein wirksames Konzept zur Überwachung des ruhenden und fließenden Verkehrs in der Treiser Straße, Londorfer Straße zu erarbeiten, in
dem eine Blitzersäule als ein Bestandteil zu betrachten ist. Mit der Verkehrsbehörde Hessen Mobil ist abzuklären, wie die Maßnahmen umgesetzt werden können.
Begründung:
Die Ortsdurchfahrt Londorfer und Treiser Straße ist an vielen Stellen sehr schmal. Aufgrund
der Kurven ist die Straße nicht weit einsehbar. Die Gehwege sind schmal, mitunter zu
eng, als dass z.B. ein Kinderwagen oder ein Rollstuhl passieren kann, ohne auf die Straße
auszuweichen. Die Häuser stehen sehr nahe an der Straße, teilweise führt die Treppe
beinahe direkt auf die Fahrbahn.
Dadurch entsteht eine potenzielle Gefährdung im Allgemeinen für Fußgängerinnen und
Fußgänger beim Überqueren der Straße und dem Passieren von Engstellen. Besonders
gefährdet sind Kinder, die sich der Gefahr nicht bewusst sind. Das Einbiegen aus
Seitenstraßen oder Hofeinfahrten auf die Durchfahrtsstraße ist aufgrund der Situation
ebenfalls schwierig.
Nach gängigen Faustformeln ist der Anhalteweg bei Tempo 30 verglichen mit Tempo 50 in
etwa halb so lang. Eine Temporeduzierung würde die Durchgangsstraße für alle
Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer erheblich sicherer machen.
In geschlossenen Ortschaften werden mit der Herabsetzung von Tempo 50 km/h auf Tempo
30 km/h Pegelminderungen von 1,5 dB(A) bis 2,5 dB(A) erreicht.
Die Einführung von Tempo 30-Zonen wurde 2001 mit einer Änderung der
Straßenverkehrsordnung (StVO) und der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur StVO
deutlich erleichtert. Der der § 45 Abs. 1 StVO eröffnet die Möglichkeit, auch an
Hauptverkehrsstrecken Tempo 30 anzuordnen, wenn dies dem „Schutz der Bevölkerung vor
Lärm“ dient.
Eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit verringert neben dem Lärm auch die
Schadstoff- bzw. CO2-Emissionen und die Unfallhäufigkeit. Beispielsweise können
Stickoxide bei Tempo 30 gegenüber Tempo 50 um ca. 40 % reduziert werden, wenn mit der
Temporeduzierung ein gleichmäßiger Geschwindigkeitsverlauf verbunden ist.
Die bestehende Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h für LKW und PKW wird nicht
ernst genommen. Viele der darin liegenden Wohnungen verfügen lediglich über zur
Straßenseite gelegene Fenster. Auch liegen zahlreiche Schlafräume auf der Straßenseite.
Diese sensible Wohnnutzung wird durch den starken Verkehrslärm tagsüber und (vor allem)
nachts in unzumutbarer Weise gestört.
Zu der starken Lärmbelastung trägt insbesondere bei, dass die Straßenoberfläche
stark beschädigt ist. Die Straße wird in besonderem Maße auch von schwerem Lkw in der
Nacht genutzt.
Seit Einführung der Lkw-Maut auf Autobahnen hat sich der Verkehr in der Treiser und
Londorfer Straße spürbar erhöht. Sehr viele Speditionen wollen sich offenbar die
Mautgebühr von zwölf Cent pro Kilometer sparen und weisen deshalb ihre Fahrer zum
Ausweichen auf kostenfreie Straßen an. (A 5 Abfahrt Grünberg zum Gießener Ring Richtung
Dortmund usw.,)
Die starke Belastung durch den Verkehrslärm lässt bei geöffneten Fenstern keine normale
Unterhaltung in den an der Treiser und Londorfer Straße gelegenen Wohnräumen mehr zu.
Besonders gravierend sind die massiven Schlafstörungen, die Anwohner durch den
nächtlichen Verkehrslärm Nacht für Nacht erleiden.
Schon im Jahr 2014 wurde der Stadtverwaltung eine entsprechende Unterschriftenliste mit
über 68 Unterschriften von betroffenen Allendorfer Bürgern der Treiser Straße übergeben.
Fahrzeuge, die durch den Ortsteil Treis fahren, fahren in der Regel auch durch die Treiser
Straße. Die Stadt Staufenberg hat zur Verkehrsberuhigung eine Blitzersäule in Treis
installiert.
Dass eine Blitzersäule zur Verkehrssicherheit einen starken Beitrag leisten kann, konnte
man am Freitag, den 8. April 2016, der Gießener Allgemeine entnehmen.
Auszug der Pressemeldung vom 08.04.2016:
„Der Erfolg der Geschwindigkeitsmesssäulen, auch Blitzer genannt, in Treis und Daubringen
freut die Stadt Staufenberg. Nicht etwa, weil dieses Geld in die Stadtkasse spülen. Denn die
Einnahmen sind mittlerweile erwartungsgemäß gesunken, da sich die Standorte
herumgesprochen haben.
Doch genau darin sieht Bürgermeister Peter Gefeller einen positiven Effekt: »Es wird nun
deutlich vorsichtiger hier gefahren.« Anwohner hätten bestätigt, dass im Bereich der Blitzer
nun die Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten wird.
Insbesondere in Treis, wo Tempo 30 in der schmalen Ortsdurchfahrt gilt, habe dies ein Plus
an Sicherheit gebracht, sagte Gefeller dieser Tage im Gespräch mit der Gießener
Allgemeinen Zeitung.“
Sofern die oben erwähnten Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden können ist, die
Geschwindigkeitsbegrenzung durch einen zusätzlichen mobilen „Blitzer“ an wechselnden
Standorten entlang der Straße zu kontrollieren. Denn ohne diese Maßnahme würden die
LKW und Autofahrer die 30 km/h kaum einhalten. Durch die Überwachung der
Geschwindigkeitsbegrenzung wird dem Gesundheitsschutz der Anwohner Rechnung
getragen
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Wißner
Stadtverordneter