Offene und deutliche Worte
Nachdem die Bürgermeisterwahl in Allendorf/Lumda wie ein spannender Krimi geendet hat, ist das Buch offensichtlich noch nicht zu Ende gelesen und ein weiteres Kapitel tut sich auf, so die beginnenden Ausführungen der Fraktionsvorsitzenden Sandra Henneberg von den Grünen in Bezug auf den Zeitungsartikel
der SPD-Bürgermeisterin Annette Bergen-Krause vom vergangenen Samstag.
Es ist schon mehr als befremdlich, wie die Bürgermeisterin die politische Sachlage darstellt und sich selbst dabei gewissermaßen in die Rolle eines schlechten Verlierers rückt. Die Schuldzuweisungen für den verlorenen Bürgermeisterwahlkamp werden stereotyp in allen Medien verbreitet, vermutlich mit dem Ziel, sich selbst von aller Verantwortung freisprechen zu wollen.
Da sie selbst nicht verantwortlich sein kann, muss es wohl der andere sein, eine eigene Verhaltensreflektion findet nicht oder nicht genügend statt.
Die Frage, die sich aus meiner Sicht nach der verlorenen Wahl stellt, ist warum konnte sie nicht 51% der Bürger und Bürgerinnen unserer Stadt von sich überzeugen. Warum verliert eine Verwaltungsexpertin mit langer Berufserfahrung gegen einen Newcomer? Warum sprechen die Wähler und Wählerinnen mehr einem Unerfahrenen die Zukunft unserer Stadt zu? Sicherlich wird es hierfür viele Gründe geben. Wenn man jedoch bedenkt, dass eine Bürgermeisterwahl oft mit einer Personenwahl einhergeht, spricht dieser Punkt eine deutliche Sprache.
Die Sachlage gipfelt nunmehr in der Anfechtung der Bürgermeisterwahl durch den Fraktionsvorsitzenden der SPD. Augenscheinlich akzeptiert die Bürgermeisterin das Wahlergebnis, aber ihr Verhalten und ihre Reaktionen nach der Wahl sprechen eine andere Sprache.
Was will der SPD-Fraktionsvorsitzende wirklich bewirken? Eine mögliche Aussage kann sein: Wenn der Bürger bei einer Neuwahl Frau Bergen-Krause wählt, dann fallen keine höheren Steuern an! Also die Bürgerinnen und Bürger, die bereits ihre Meinung durch die Wahl abgegeben haben, werden hier indirekt nochmals aufgefordert, ihre Meinung lediglich aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu überdenken.
Wenn die FW die Aussage in dergestalt nicht getroffen hätte, dann ständen wir letzten Endes doch vor dem gleichen Problem mit Pensionsrückstellungen.
Also wo liegt wirklich das Problem? Meines Erachtens geht es auch noch um verletzte Gefühle, auf die mit einer gewaltigen Wut und Gegenwehr reagiert werden muss. Ich bin mir sicher, dass dies wahrscheinlich öffentlich von der SPD bestritten wird, schließlich geht es um die „Falschaussage“ der FW und damit um die vermeintliche Wählertäuschung.
Dass aber auch bei einer Wiederwahl von der Bürgermeisterin Rückstellungen gebildet werden müssen, wird nicht deutlich genug gemacht. Ja, die Rückstellungen sind dann eben während ihrer Amtszeit auf viele Jahre verteilt und müssen nach einer 2. Amtszeit auch mit einer gewissen Rest-Summe eingestellt werden. Also egal, wie wir es drehen oder wenden, Pensionsrückstellungen kommen auf die Stadt immer zu.
Manfred Lotz von der SPD sprach nach der Bürgermeisterwahl im Februar von einer Schaufel, die gar nicht groß genug sein kann, um die zerbrochenen Scherben aufkehren zu können. Vielmehr noch – es existieren viele unzählige kleine Splitter, die in die Ritzen eindringen und jetzt noch schwieriger aufzusammeln sind – es scheint fast unmöglich zu werden. Und ja, auch ich kenne das Gefühl, eine Wahl zu verlieren – siehe unser verlorener Platz im Magistrat.
Es hat geschmerzt und war mehr als ärgerlich. Aber haben wir Grünen ein Wort in der Öffentlichkeit verloren und Schuld anderen zugewiesen? Nein, wir standen zu unserem Fehler und auch niemand anderes hatte daran schuld. Es gab nur unschöne Bemerkungen hierzu von Seiten der SPD.
Wahrscheinlich werden mir jetzt wieder Wut und Empörung seitens der SPD über meine Worte entgegenwehen, mögliche Gegendarstellungen werden meine Ansicht bestätigen.
Ich bin mir meiner deutlichen Worte bewusst, doch der Deckmantel der subtilen Anspielungen muss mal durchbrochen werden. Der Konflikt unter gewissen Fraktionen ist deutlich zu spüren und sollte meiner Meinung nach auch deutlich benannt werden dürfen.
Und wie geht es weiter? Wir können noch weiter über die Medien einen offenen Streit am Laufen halten oder endlich mal den Mut aufbringen und uns gegenseitig stellen.
Bereits auf der Homepage des Ortsverbandes der Grünen habe ich einen Aufruf für Allendorf gestartet und zu diesen Worten stehe ich auch. Nur wenn wir alle einen Schritt zurücktreten, können wir wieder gemeinsam viele Schritte nach vorne machen.
Sollte dies nicht möglich sein, enden wir womöglich in einem sich stetig drehenden Konfliktkarussell ohne Aussicht auf Wechsel in ein anderes Fahrgeschäft.
Wir drehen und drehen uns, uns wird dabei schwindlig und schlecht – mehr aber auch nicht. Stattdessen müssen wir unseren Blick auf das Wohl unserer Stadt lenken.
Gemeinsam müssen zukunftsfähige Ideen entwickelt und entsprechende Handlungsstrategien umgesetzt werden.
Es müssen viele Mosaiksteine aneinandergereiht werden, um ein vollständiges Bild unserer Stadt in der Zukunft zu erhalten – Baustein für Baustein. Die Meinungen anderer sollte wahrgenommen, wertgeschätzt und respektiert werden. Meines Erachtens muss nicht jeder geliebt werden, sondern das Wohl der Stadt im Blick haben.
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