Kundgebung des Gießener Friedensnetzwerks zum »Antikriegstag«
G i e ß e n (rk). Heute wird in der gesamten Bundesrepublik der »Antikriegstag« begangen, der an den Beginn des Ersten und des Zweiten Weltkrieges erinnert. Schon am Samstag nutzte das Gießener Friedensnetzwerk diesen Anlass für eine Kundgebung – passenderweise an der Ecke Seltersweg Goethestraße, wo in den vergangenen Tagen begonnen wurde, ein im Zweiten Weltkrieg zerstörtes Wohn- und Geschäftshaus wieder aufzubauen und somit eine der letzten Kriegswunden zu heilen, die der Stadt geschlagen worden waren (die GAZ berichtete). Doch wo alte Wunden heilen, werden woanders neue hinzugefügt. »Im Hinblick auf die aktuellen Konflikte in der Ukraine oder im Nahen Osten ist klar, dass die Welt in den letzten hundert Jahren nicht sicherer geworden ist«, kritisierte Klaus Zecher vom DGB
Kreisverband Gießen zum Auftakt der Veranstaltung, die mit einer Schweigeminute für die Kriegsopfer begonnen wurde. Als die Glocke erklang, die die Schweigeminute ankündigte, breitete sich rund um den Infostand des Friedensnetzwerkes, mitten in der Fußgängerzone, eine ansteckende Stille aus. Eine Frau wischte sich eine Träne aus den Augen. Frieden hat Relevanz. »Waffen vergrößern das Elend nur«, sagte Heide Blum von der Initiative Frauen für den Frieden. Dies träfe nicht nur auf die
Menschen in den betroffenen Ländern zu, sondern zum Beispiel auch auf viele arme afrikanische Länder wie Uganda, die durch die Kriegswirtschaft zusätzlich ausgebeutet würden. Das Gießener
Friedensnetzwerk fordert daher einstimmig, dass der Waffenexport in Krisengebiete wie Syrien verhindert werden muss. Kritisiert wurde auch das Vorhaben der Bundesregierung, bis 2016 weit mehr Geld in die
Aufrüstungspolitik statt in den zivilen Friedensdienst zu investieren (32,5 Mrd. gegenüber 0,25 Mrd. Euro) stark. »Wir brauchen keine jungen Menschen, die in Syrien kämpfen, sondern die im zivilen Friedensdienst ausgebildet werden«, fordert Blum. »Krieg muss geächtet werden, so wie es die Charta der EU vorsieht.«
Auch Ilse Staude plädierte für ein gewaltfreies Vorgehen, das ein Garant für die Demokratie sei. »Wir erinnern uns heute nicht nur an das Ende der beiden Weltkriege, sondern auch an die gute Tradition der gewaltfreien Revolution vor 25 Jahren und den Fall der Mauer«, so die Pfarrerin. »Wir brauchen Menschen, die Frieden stiften«. Staude ist davon überzeugt, dass auch die Menschen in unserer Stadt Friedensbotschafter sein können. Zum Beispiel beim Umgang mit Muslimen in der Schule und in der Nachbarschaft oder mit den Flüchtlingen, die hier vor Ort aufgenommen werden.
Quelle Gießener Allgemeine 01.09.2014
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